Vorgestellt: Der Verein liebenswert - lebenswert
12.11.2024
Der Verein „liebenswert – lebenswert“ wurde gegründet, um Menschen, die in jüngeren Jahren von Demenz betroffen wurden und ihren Angehörigen Unterstützung anzubieten. Der Demenzverlauf ist in jüngeren Jahren anders als im Alter, und auch die Familiensituation stellt sich anders dar. So fallen die Demenzbetroffenen oft aus dem Erwerbsleben heraus. Der Partner oder die Partnerin aber muss weiterarbeiten und eventuell auch noch Kinder oder Jugendliche versorgen.
Der Warendorfer Verein versucht durch individuelle Angebote auf die speziellen Bedürfnisse der Betroffenen und der Familien einzugehen. Vereinsvorsitzende Marie-Theres Kastner hat sich die Zeit genommen, um die Angebote und Herausforderungen bei der Unterstützung genauer vorzustellen.
Frau Kastner, welche speziellen Angebote bietet der Verein an?
Der Verein bietet einmal im Monat eine Betreuungsgruppe an. In dieser Gruppe bieten fachlich gut ausgebildete und für diese Erkrankung spezialisierte Betreuerinnen und Betreuer den Gästen nach ihren Wünschen Gespräche, Spiele und andere Aktivitäten an. In dieser Zeit können die Angehörigen Besorgungen machen, sportliche Aktivitäten auch mit weiteren Familienmitgliedern oder Freunden durchführen, planen, ausruhen und vieles mehr. Außerdem bietet der Verein aufsuchende Betreuung in den eigenen vier Wänden an. Dafür wird sehr genau geschaut, welcher/welche Betreuungskraft zu dem Demenzbetroffenen passt. Hier haben wir die Möglichkeit, einen kleinen „Stamm“ an speziell geschulten Betreuungskräften, genau auf die Betroffenen ausgerichtet, zur Verfügung zu stellen. Das ist vor allem beim Fortschreiten der Demenz von großer Bedeutung, da hier das Vertrauen zwischen allen Beteiligten zählt. Der Verein bietet gelegentlich auch eigene Veranstaltungen an wie z. B. ein Candlelight-Dinner oder den Besuch einer Veranstaltung. Dabei ist die Umsetzung der Wünsche der Familien unser Maßstab.
Gibt es Herausforderungen in der Zusammenarbeit mit den Betroffenen und den Angehörigen?
Die größte Herausforderung ist, dass viele Menschen in der Stadt und in der Region unseren Verein kennen, seine Angebote sehr gut finden, dass aber der Schritt durch den Besuch der Betreuungsgruppe oder die Anforderung nach aufsuchender Betreuung für sie zu groß ist. Die durch beide Angebote mögliche Entlastung der Angehörigen wird herausgeschoben mit dem Argument: „Das brauchen wir jetzt noch nicht! Noch schaffen wir es alleine!“ Es wird nicht gesehen, dass der Demenzbetroffene zu einem späteren Zeitpunkt nicht mehr in der Lage ist, sich auf unbekannte oder nicht so vertraute Personen einzulassen. Dabei ist dieses Hilfsangebot gerade für die Familien so wichtig, um über den gesamten Verlauf der Demenz die Kraft für die Begleitung des Angehörigen zu erhalten.
Gibt es etwas, was Sie sich für die Zukunft wünschen?
Seitens des Vereins wünschen wir uns, dass die Familien Vertrauen zu unserer Arbeit finden, denn wir bieten fachlich gut geschultes Personal an. Sie wissen, wie mit einem an Demenz erkrankten Menschen umgegangen werden muss – auch bei herauforderndem Verhalten. Wir wünschen uns, dass die Menschen früher zu uns stoßen, damit durch ein dann aufgebautes Vertrauensverhältnis die häusliche Situation möglichst lang und gut erhalten bleiben kann.
Ganz herzlichen Dank für das Interview, Frau Kastner!
Das Interview führte die Selbsthilfe-Kontaktstelle Kreis Warendorf